Nach zehn Jahren Haft in einem Berliner Gefängnis kehrt Tianhong zurück in sein taiwanisches Heimatdorf: Yongjing, was ewiger Frieden bedeutet, doch für Tianhong alles andere ist als das. Als jüngstes von sieben Geschwistern wuchs er mit Aberglauben, Klischees und unverrückbaren Rollenbildern auf und floh nach Berlin, in der Hoffnung, dort ein freies, selbstbestimmtes Leben als homosexueller Mann führen zu können. Doch seine Ehe mit einem Deutschen beendet er mit dem Mord an ihm. Wie konnte es dazu kommen?
Am Tag des Geisterfestes, just dem Tag seiner Rückkehr ins Dorf, beschwört Tianhong einen vielstimmigen Chor aus Lebenden und Verstorbenen, gegenwärtigen und vergangenen Erfahrungen herauf, und Stück für Stück bildet sich ein Mosaik der Leben zwischen den Extremen ab: Dort ist die tote Mutter, die sich immer nur wünschte, einen Sohn zu gebären, doch zuerst nur fünf Töchter bekam; der Ehemann, der aus Hoffnung auf einen grossen Preis Orchideen züchtet; die Schwester, die sich aus Angst vor dem, was sich hinter den Fenstern verbirgt, ins Dunkel zurückzieht, und der Dorfdepp, der der Schlaueste von allen war.
In einem wirbelnden Sog verknüpft Kevin Chen Geschichten von Familiengeheimnissen mit freundschaftlichem Zusammenhalt, von Neugier nach der Fremde mit einem unbegreiflichen Heimweh, Armut und Macht mit dem unermüdlichen Kampf für die eigene Identität.